Gottschalk

Gottschalk
I
Gọttschalk,
 
Fürst der slawischen Abodriten (seit 1043), ✝ (ermordet) bei Lenzen (Landkreis Prignitz) 7. 6. 1066; christianisierte mithilfe Erzbischof Adalberts von Bremen sein Herrschaftsgebiet (Gründung der Bistümer Mecklenburg und Ratzeburg). Der Sturz Adalberts (1066) rief eine heidnische Reaktion hervor, der Gottschalk zum Opfer fiel (Heiliger; Tag: 7. 6.).
II
Gọttschalk,
 
Godescalc, Gottschalk von Orbais [ɔr'bɛ], Gottschalk der Sạchse, selten auch Gottschalk von Fụlda, Theologe und mittellateinischer Schriftsteller und Dichter, * um 807, ✝ Hautvillers (bei Épernay) 10. 10. 868 oder 869; Sohn des sächsischen Grafen Bern, wurde um 814 dem Kloster Fulda übergeben, wo er bei Hrabanus Maurus studierte. Nach seiner Rückkehr von einem Studienaufenthalt auf der Reichenau wurde Gottschalk von Hrabanus Maurus zur Tonsur gezwungen, doch von der Mainzer Synode 829 bedingt freigesprochen. Er verließ Fulda und hielt sich in der Folgezeit in Corbie, Hautvillers und Orbais (bei Épernay) auf. Seine Predigten in Oberitalien über die doppelte Prädestination des Menschen erregten den Widerspruch der Geistlichkeit. Nach Missionsreisen auf den Balkan bis Bulgarien wurde er 848 von der Synode in Mainz als Häretiker verurteilt und dem Erzbischof Hinkmar von Reims übergeben. Dieser ließ ihn von der Synode von Quierzy (849) erneut verurteilen und hielt ihn dann in Hautvillers gefangen. Ohne von seinen theologischen Positionen abzurücken, ist Gottschalk dort gestorben, noch nach dem Tod von Hinkmars Hass verfolgt.
 
Gottschalk war ein hervorragender Kenner der lateinischen Patristik. Von Augustinus ausgehend, lehrte er eine doppelte Prädestination: Gott werde nur die Erwählten erlösen, alle anderen seien verdammt, auch wenn sie getauft seien. Geprägt vom karolingischen Bildungssystem, gab Gottschalk der Gnadenlehre des Augustinus eine zusammenhängende Form; seine Gegner - bis auf Johannes Scotus Eriugena - bevorzugten theoretische Kompromisse und beriefen sich bei der Deutung des Augustinus auf unechte Texte.
 
Gottschalks grammatische und theologische Schriften zeichnen sich durch Gelehrsamkeit, Kritik und die Eigenwilligkeit des Denkens aus. Die meisten seiner zehn uns bekannten Gedichte sprechen die seelische Erschütterungen unmittelbar aus und zeigen auch in der ungewöhnlichen Formkunst die bemerkenswerte Individualität ihres Verfassers. Von zweien sind die Melodien überliefert.
 
Ausgaben: Carmina, in: Monumenta Germaniae Historica. Poetae Latini aevi Carolini, Band 3, herausgegeben von L. Traube (1886-96, Nachdruck 1978), Band 4, Teil 3, herausgegeben von K. Strecker (1923, Nachdruck 1978), Band 6, Teil 1, herausgegeben von demselben u. a. (1951, Nachdruck 1978); Œuvres théologiques et grammaticales, herausgegeben von D. C. Lambot (1945); Lettre inédite de Gottschalk d'O., herausgegeben von D. C. Lambot, in: Revue bénédictine, Jahrgang 68 (Maredsous 1958).
 
 
K. Vielhaber: G., der Sachse (1956);
 J. Jolivet: Godescale d'Orbais et la Trinité (Paris 1958);
 F. Brunhölzl: Gesch. der lat. Lit. des MA., Bd. 1 (1975);
 G. Schrimpf: Das Werk des Johannes Scottus Eriugena im Rahmen des Wissenschaftsverständnisses seiner Zeit (1982).

Universal-Lexikon. 2012.

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